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Mit intelligentem Design lassen sich Produkte länger nutzen, innovative Technik bereitet Altmetalle restlos neu auf, Immobilien passen sich flexibel an neue Nutzer an und via Upcycling wird aus alten Stoffen neue Mode. Unternehmen haben viele Ideen, wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann.
Wiederverwenden, reparieren, aufarbeiten – Produkte, die mehrere Lebenszyklen überdauern, anstatt sofort recycelt zu werden, bilden die Basis einer idealen Kreislaufwirtschaft. Davon ist auch Josef Hackl, Geschäftsführer der in Völkermarkt ansässigen Wild-Gruppe, überzeugt. Beim Spezialisten für optomechatronische Produkte in den Branchen Medizintechnik, optische Technologien und Industrietechnik wurde Circular Economy zur Chefsache erklärt. „Wir möchten nachhaltiges Denken in allen Abteilungen unseres Unternehmens, aber auch bei den Kunden und Lieferanten fest verankern“, erläutert der CEO der Wild-Gruppe, die an ihren vier Standorten in Kärnten, Wien und Trnava in der Slowakei über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie wurde ein vierstufiges Konzept entwickelt. „Die strategische Arbeit, ein gemeinsames Werteverständnisses an allen Positionen des Wirkungskreises zu implementieren, bildet die erste Stufe.“ Als nächsten Schritt gelte es die Geschäftsmodelle unserer b2b Kunden zu überprüfen. „Sind wir als Produkte-Entwickler in einer sehr frühen Phase miteingebunden, können wir den Kunden über die unterschiedlichen Möglichkeiten einer Mehrfachnutzung oder einer einfachen Reparaturfähigkeit des zu entwickelnden Gerätes beraten“, fährt Hackl fort.
Weg von der Wegwerfgesellschaft
In der dritten Stufe beschäftigt sich die Wild-Gruppe mit der konstruktiven und konzeptionellen Produktgestaltung selbst. „Unser vorrangiges Ziel ist, den CO₂-Fußabdruck unserer Produkte über den gesamten Lebenszyklus gering zu halten“, sagt Hackl. „Dafür werden etwa Komponenten so ausgelegt, dass alle dieselbe Lebenserwartung haben.“ Als Beispiel nennt er ein medizinisches Gerät, das laufend desinfiziert werden muss, was im Laufe der Zeit aber der Beschriftung zusetze. „Also gestalten wir die Bedienungsoberfläche so, dass die Funktionen und die optischen Eigenschaften optimal bleiben, bis das Gerät ausgedient hat.“
Wichtig ist auch der modulare Aufbau seiner Produkte, um nicht vermeidbare Verschleißteile schnell und einfach austauschen zu können. Der reduzierte Einsatz von Materialien vereinfacht das Recycling. „In der letzten Stufe geht es schließlich darum, möglichst energie- und umweltschonend zu produzieren.“ Das reiche von optimiertem Recycling der Frässpäne über umweltschonende Heizquellen bis zu Investitionen in Photovoltaik. „Insgesamt erleben wir einen Paradigmenwechsel, der die Kreislaufwirtschaft in den Vordergrund stellt.“ Es sei aber essentiell, dass Unternehmen die Zügel selbst in die Hand nehmen, anstatt lediglich die vom Gesetz geforderten Nachhaltigkeitsberichte abzuliefern.
Gebäude als Material- und Energiequellen
„Die Orientierung an Werten und die Übernahme von Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft macht ein Unternehmen ohnehin profitabler als reines Gewinnstreben“, ist Sebastian Schels, geschäftsführender Gesellschafter von RATISBONA Handelsimmobilien mit Hauptsitz in Regensburg überzeugt. Entwickelt und gebaut werden Immobilien für den Lebensmittelhandel sowie Bau- und Fachmarktzentren. „Weniger schädlich zu sein, die Umwelt lediglich zu schonen, reicht nicht mehr aus“, sagt er. „Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege finden, die Erde aktiv zu regenerieren, ihr wieder zurück ins Gleichgewicht verhelfen. Statt sich auf die verkürzten Themen Klimaschutz und Energieeffizienz zu beschränken, müssen wir die Thematik ganzheitlich und vernetzt sehen: Bodengesundheit, Artenvielfalt und Kreislaufwirtschaft müssen in die Mitte der Diskussion rücken.“ Es gehe also nicht nur um Benchmarks, ESG-Kennzahlen, Zertifikate und Energieeffizienz, sondern darum die Dinge in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu Ende zu denken. Das heißt für ihn: Baumaterialien, die auf fossilen Rohstoffen basieren, viel Energie oder hohe Temperaturen in der Herstellung benötigen – wie etwa Beton oder Ziegel – werden durch nachwachsende Rohstoffe wie Holz ersetzt. „Wir sollten Gebäude nicht als Energieverbraucher verstehen, sondern als Quelle und Speicher von Energieüberschüssen“, betont Schels. „Auch Energieeffizienz heißt nicht: Möglichst viel Gebäudedämmung an die Fassaden kleben, aus der später Sondermüll wird. Es geht um smarte, vorausschauende und vernetzte Gebäudetechnik.“ Doch wie kann zirkuläres Bauen gelingen? „Voraussetzung ist ein langfristiger Betrachtungszeitraum“, erläutert Schels. „Verstehen wir Gebäude als Material- und Energiequellen, werden wir sie langfristig nutzbar und anpassungsfähiger konzipieren.“ Dazu seien gesunde Bau- und Rohstoffe, die ohne Verklebungen sortenrein in den technischen Kreislauf rückführbar sind, die Basis. „Nur dann kann es uns gelingen, dass Immobilien zukünftig nicht mehr Sondermülldeponien füllen, sondern eine wahre Schatzkammer an wertvollen Rohstoffen sind.“
Wir müssen Gebäude als Material- und Energiequellen verstehen. Sebastian Schels, Ratisbona
Kreislaufwirtschaft bei Handelsimmobilien
Eine gewaltige Herausforderung: Schließlich versiegeln Handelsimmobilien viel Fläche und haben durch Kühlsysteme großen Energiehunger. Darüber hinaus werden Lebensmittelmärkte in kurzen Abständen umgebaut und erneuert. Das erfordert hohe Anpassungsfähigkeit. „Die Projekte begegnen uns in ihrer Wertschöpfungskette zwei- bis dreimal“, so Schels. „Wir haben also ein doppeltes und dreifaches Interesse, Immobilien aus langlebigen und kreislauffähigen Materialien zu schaffen, die sich an veränderte Nutzeranforderungen einfach anpassen lassen. Kreislaufwirtschaft und Rücknahmesysteme sind dafür zentrale Stellschrauben.“ In Mantel in der Oberpfalz ließ RATISBONA gemeinsam mit der deutschen Kette „Netto Marken-Discount“ den theoretischen Überlegungen konkrete Taten folgen. Die im August 2022 eröffnete Filiale der Handelskette beweist die Serienreife der „RATISBONA. ECO.BAUWEISE“. „Das ist die erste, nachhaltig konzipierte Bauweise im Lebensmitteleinzelhandel, die über mehrere Händler hinweg Anwendung findet“, erzählt Schels. Grundsätzlich seien die Märkte in Holzständerbauweise errichtet und frei von fossilen Energieträgern. „Durch eine Kombination von Gründach und PV-Anlage mit rund 120 kWp inkl. Speichermöglichkeit von rund 44 kWh haben wir eine äußerst energieeffiziente Immobilie geschaffen. Solche Handelsimmobilien von uns sind sozusagen ,2045-ready‘, also bereit für das Jahr, in dem Deutschland klimaneutral sein will!“
Abfall ist der neue Rohstoff
Mit Werterhaltung beschäftigt sich auch das Bauunternehmen Bernegger. Seit mehr als 15 Jahren bereiten die Oberösterreicher im Rohstoffpark Enns Rückstände aus der Altautoverwertung auf. „Zwar halten wir damit den Großteil der Metalle und Kunststoffe im Kreislauf,“ erzählt Juniorchef Kurt Bernegger, „dennoch blieben bisher feinkörnige Metallrückstände übrig, die auf Deponien oder in der Verbrennung landeten.“ Nach jahrelanger Forschung hat das Unternehmen mit der thermischen Metallgewinnung eine neuartige Methode zur Restrohstoffaufbereitung gefunden. „Mit dem pyrometallurgischen Prozess können wir jetzt auch die kleinsten Metallreste herausholen.“ Als Nebenprodukte fallen mineralische Bauprodukte an. Die in den Rückständen enthaltende Energie kann für Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden.
Entwickelt wurde das innovative Verfahren gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben, der RWTH Aachen und der Firma Küttner. Mit der neuen Recyclingtechnologie entfällt der Verlust bedeutender Materialien wie Kupfer oder Gold nahezu komplett. 99 Prozent der Rohstoffe aus Altautos, Elektro- und Elektronikschrott werden so zukünftig verwertbar gemacht. „Die Qualität entspricht dabei jener von Primärrohstoffen, die sich zur Weiterverarbeitung bis hin zu elektronischen Geräten eignen“, konstatiert Bernegger. Die thermische Metallgewinnungsanlage im Rohstoffpark Enns soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
Neues Design aus altem Stoff
Weniger mit Hochtechnologie als mit kunstfertiger Handarbeit bringt das Unternehmen OÖ Heimatwerk die Kreislaufwirtschaft in Gang. „Unseren Kunden wird Nachhaltigkeit immer wichtiger“, erzählt Geschäftsführerin Maria Huber. Oft hörte sie die Frage, was man aus einem gebrauchten Dirndl noch machen könne. Deshalb bietet Heimatwerk seit dem Vorjahr einen Second-Hand-Dirndl-Service an und kreiert aus Reststoffen Einzelstücke. „Sind die gebrauchten Dirndl in einem sehr guten Zustand, kommen sie in den Verkauf“, so Huber. „Sind nur mehr manche Stoffe gut erhalten, interpretieren wir Kleidungsstücke neu.“ Die Nachfrage nach den neuen Einzelstücken brummt, die Upcycling-Modelle sind Bestseller. Das ist gut für die Umwelt und gut fürs Geschäft, weiß Huber. Kreislaufwirtschaft bedeutet letztlich auch, zukunftsfähig zu bleiben.
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